Viel Luft nach oben
Supermarkt-Ranking der Albert-Schweitzer-Stiftung
Supermärkte und Discounter haben noch viel Arbeit vor sich, wenn sie ihr Angebot tierschutzgerecht gestalten wollen. Am meisten eine Kette aus Schleswig-Holstein.
Ausgerechnet aus Schleswig-Holstein kommt der Supermarkt- und Handelskonzern mit der bundesweit schlechtesten Tierschutzbilanz. Bartels-Langness (Bela) aus Kiel, bekannte Marken Famila und Markant, erreicht beim Tierschutz nur 13 Prozent der möglichen Punkte. Das ergibt eine aktuelle Studie der Albert-Schweitzer-Stiftung für die Mitwelt zur Umsetzung des Tierschutzes in Supermärkten und Discountern. Insgesamt wurden elf Supermarkt- und Discounterketten untersucht.
Ganz unten: Bela, Netto, Edeka
Nur wenig besser als Bela kommt mit 15 Prozent der Netto Marken-Discount („roter Netto“) weg. Auf dem drittletzten Platz steht schon der Marktführer im Einzelhandel, Edeka – er erreicht nur 22 Prozent der möglichen Tierschutz-Punkte.
Die Spitzenplätze gehen an die beiden Discounter Aldi Süd und Aldi Nord mit einem Ergebnis von 36 Prozent. Auf dem Fuße folgt der Absteiger dieses Tierschutz-Rankings, die hessische Tegut-Kette, mit 35 Prozent. In der letzten Untersuchung vor vier Jahren waren die Hessen noch auf 52 Prozent gekommen; im Vergleich zu 2020 vermissten die Studienautoren unter anderem konkrete Zielvorgaben für den Umstieg auf pflanzliche Alternativen und tierschutzgerechte Eier.
Im Ranking folgen Kaufland (32 Prozent), Globus und Rewe (beide 31 Prozent), Norma (29 Prozent) und Lidl (23 Prozent). Der Discounter der Schwarz-Gruppe ist ähnlich wie Tegut im Ranking abgerutscht. Im Falle Lidls in erster Linie, weil der Discounter sich weigert, der Europäischen Masthuhn-Initiative der Albert-Schweitzer-Stiftung beizutreten, die das Leiden der rund 600 Millionen Masthühner lindern soll, die jährlich in Deutschland geschlachtet werden.
Neben der Masthuhn-Initiative bestimmen insbesondere die vier Haltungsstufen 1 bis 4 die Platzierung im Albert-Schweitzer-Ranking. Als aus Tierschutzsicht erstrebenswert gelten Stufe 3 (Außenklima) und 4 (Bio). Diese beiden Stufen sind auch in etwa vergleichbar mit den zwei Stufen (Einstieg und Premium) des Labels „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes, der aber noch mehr tierbezogene Paramater wie Transport und Schlachtung einbezieht. Ab 2025 soll das neue staatliche, fünfstufige Haltungsstufen-Label zunächst für Schweinefleisch verbindlich eingeführt werden.
Aldi mit Fortschritten bei Eiern, Fischen und Haltungsstufen
An Aldi Nord und Süd lobt die Studie insbesondere die Fortschritte rund um Hühnereier, Zertifizierungen im Bereich Aquakultur und die Absicht, bis 2030 komplett aus den Haltungsstufen 1 und 2 auszusteigen. Der Kieler Bela-Konzern (Famila, Markant) dagegen nimmt gar nicht am Haltungsstufen-Programm teil und formuliert fast keine Vorgaben für das eigene Angebot.
Die Albert-Schweitzer-Stiftung sieht insgesamt aber noch viel Luft nach oben. "Wir sehen zwar Fortschritte in einigen Bereichen wie der Masthuhn-Haltung, dem Ausstieg aus den besonders problematischen Haltungsformen 1 und 2 und bei Fischen; neben diesen wenigen Lichtblicken gibt es aber auch sehr viel Schatten", sagt Esther Rabofski, stellvertretende Leiterin des Bereichs Lebensmittel-Fortschritt bei der Albert-Schweitzer-Stiftung. "Insgesamt schneiden alle untersuchten Unternehmen nur mäßig ab und haben noch viel Arbeit vor sich."