Trauer um Heike Reher
Die langjährige Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Oldesloe starb nach schwerer Krankheit
Meist ging es schnell und unbürokratisch. Als vor einigen Jahren zwei Katzen an der vielbefahrenen B75 aufgegriffen worden waren, fackelte Heike Reher nicht lange. Sie packte die beiden jungen Kätzchen mit Schildpattmuster in einen Korb und ein bisschen Futter dazu. Ab ins Auto. Nach kurzer telefonischer Rücksprache stand sie auch schon mit ihren beiden Schützlingen vor der Tür. Bei Problemen war sie rund um die Uhr erreichbar, das Wohl der Tiere ging ihr über alles. Immer.
1998 war Heike Reher dem Tierschutzverein Bad Oldesloe beigetreten. Anlass war die Frage einer Mitarbeiterin des Vereins, ob sie mit zwei Katzen nicht überfordert sei. Doch genau danach hatte sie gefragt, schließlich wollte sie zwei Katzen. Die Nachfrage habe sie verletzt, vertraute sie Jahre später dem Hamburger Abendblatt an: "Ich habe mir damals vorgenommen, dass ein verantwortungsbewusster Mensch, der einem Tier ein neues Zuhause geben möchte, nie wieder auf Ablehnung stoßen soll."
Weggefährt:innen aus der damaligen Zeit berichten von ihrem außerordentlichen Engagement und ihrer schier grenzenlosen Hingabe für die Tiere. So kam es schon nach wenigen Jahren wie es kommen musste: Im April 2004 übernahm sie den Vorsitz des Tierschutzvereins Bad Oldesloe.
Genau 19 Jahre war sie Vorsitzende des Tierschutzvereins und verantwortlich für das 1954 gegründete Tierheim der Kreisstadt. Mit unbändigem Engagement, großer Energie und ihrer unendlichen Tierliebe führte sie den Verein fast zwei Jahrzehnte lang und baute das Angebot aus. Die Tierheimgebäude wurden modernisiert, das Tierheim Zufluchtsort für immer mehr Katzen, Hunde und Kleintiere. In dieser Zeit sorgte sie auch für den Beitritt zum Landesverband Schleswig-Holstein des Deutschen Tierschutzbunds.
Dort, beim Landesverband, war sie von 2015 bis zum April dieses Jahres zusätzlich zu ihrem Vereinsvorsitz in Bad Oldesloe auch Kassenprüferin. Daneben war sie hauptberuflich vier Tage in der Woche als Steuerfachwirtin tätig. Privat wohnte sie mit ihrem Mann und einer mehr oder weniger großen, doch geliebten Katzenschar in ihrem Haus in Pölitz.
Stete Auseinandersetzung mit den Gemeinden
Einen steten Kampf focht sie über die Jahre mit den Gemeinden im Einzugsgebiet des Tierschutzvereins Bad Oldesloe aus. „Einmal sagte ein Politiker zu mir“, erzählte sie 2009 dem Abendblatt, „‘ja, Frau Reher, andere sammeln Briefmarken, und Sie machen Tierschutz.‘ Diese Ignoranz hat mir Tränen in die Augen getrieben.“ Und war immer wieder Anlass, Tag und Nacht für die Tiere zu arbeiten. Um Aufmerksamkeit zu werben. Anlass, immer wieder zu Festen und Basaren ins Tierheim einzuladen und Anlass, Spenden einzuwerben. Denn die Gemeinden trugen und tragen nur einen Bruchteil der Kosten, die für die Unterbringung von Katzen, Hunden und anderen Tieren anfallen.
Im April 2023 trat Heike Reher aus gesundheitlichen Gründen von ihrem Amt als Vereinsvorsitzende zurück. Aus diesem Anlass wurde sie mit der Ehrennadel in Silber des Deutschen Tierschutzbundes ausgezeichnet. In den letzten Jahren hatte sie sich noch einen ihrer sehnlichsten Wünsche erfüllt: Sie konzentrierte sich nun voll – und praktisch bis zuletzt – auf die Tierfutterausgabe für bedürftige Tierhalter:innen. In der Nacht auf Montag starb Heike Reher im Alter von 63 Jahren nach langer schwerer Krankheit.
Die kleinen Kätzchen von der B75 waren gute vier Wochen bei uns in der Pflegestelle und hatten sich insbesondere mit unserem schwarzen Kater angefreundet, den wir ein halbes Jahr zuvor aus dem Tierheim Bad Oldesloe bekommen hatten. Dann hatte Heike Reher Neuigkeiten: Eine Dame habe sich gemeldet, die beiden Schildpattkätzchen waren von einem Reiterhof „geflohen“. Am Ende hatten die beiden Katzen ihr Ziel erreicht und durften bei der Familie zu Hause einziehen. Eines der zahllosen Erfolgserlebnisse der Tierschützerin Heike Reher.
Frank Behrens