Statistik des Grauens: 2580 Katzen in Schleswig-Holstein erschossen

Statistik des Grauens: 2580 Katzen in Schleswig-Holstein erschossen

Jagdverbände sprechen von „homöopathischer Dosis“

Kastrationspflicht politisch nicht gewünscht, Abschusserlaubnis als Gewohnheitsrecht der Jäger: Straßenkatzen führen in Schleswig-Holstein politisch gewollt ein kurzes und leidvolles Leben. Foto: Deutscher Tierschutzbund

Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein Abschussverbot für Haustiere in Schleswig-Holstein. Wer wie die Politik von Artenschutz redet, sollte endlich eine flächendeckende Kastrationspflicht einführen.

2580 Katzen wurden zwischen April 2023 und März 2024 von Jägern in Schleswig-Holstein erschossen. Zum Vergleich: Im Zeitraum Mai 2021 bis April 2022 waren es 2245 Katzen.

In Schleswig-Holstein gilt immer noch die Regel, dass Hunde oder Katzen, die sich mehr als 200 Meter von der nächsten Siedlung entfernt haben, wegen tatsächlicher oder auch nur vermuteter Wilderei erschossen werden dürfen. Die Jagdverbände beteuern, sie würden, wenn irgend möglich, nur verwilderte Freilaufkatzen schießen, die sie am struppigen Fell und den vorsichtigeren Bewegungen erkennen zu können glauben. Wulf-Heiner Kummetz vom Landesjagdverband verstieg sich gegenüber den „Kieler Nachrichten“ gar zu der Verharmlosung, dass 2580 erschossene Katzen im Vergleich zu den geschätzt mehr als 75.000 verwilderten Katzen nur eine „homöopathische Dosis“ seien; deutlich mehr Katzen kämen beispielsweise im Straßenverkehr ums Leben.

„Wir können nicht tolerieren, dass Jäger Haustiere schießen“

Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbands Schleswig-Holstein des Deutschen Tierschutzbundes hält dagegen: „Wir können nicht tolerieren, dass Jäger Haustiere schießen.“ Sie fordert ein Verbot des Abschusses von Katzen und Hunden, wie es in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bereits gilt und in Niedersachsen geplant ist.

Man kann auch fragen, warum das Land nicht endlich einer flächendeckenden Kastrationspflicht im Rahmen einer Katzenschutzverordnung zustimmt, um freilaufende Katzen gar nicht erst vor die Flinte von Jägern kommen zu lassen. Wer dem zustimmt, kann weiterhin die Online-Petition „Tierheime vor dem Kollaps retten!“ des Landesverbandes des Deutschen Tierschutzbundes unterschreiben.

Wann kommt die Katzenschutzverordnung?

Auffällig ist bei der Jagdstatistik ein ausgeprägtes West-Ost-Gefälle. Allein im Kreis Nordfriesland wurden im Zeitraum zwischen April 2023 und März 2024 660 Katzen erschossen. Im Kreis Schleswig-Flensburg waren es 521 und in Dithmarschen 512. Je weiter man aber nach Südosten kommt, desto geringer werden die Zahlen. Waren es etwa in Rendsburg-Eckernförde noch 281 erschossene Katzen, so waren es in Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg lediglich 21 beziehungsweise 29.

Dafür gibt es zwei Erklärungen. Die Jäger sprechen davon, dass in den Marschgebieten des Westens und des Nordens das dort dominierende sogenannte „Niederwild“ (Hasen, Kaninchen, Fasane) verstärkt vor Katzen geschützt werden müsse. Daher dort die hohen Abschusszahlen.

Strassentiger Nord retten Katzen durch Kastration

Eine andere Erklärung hat Claudia Keck von den Strassentigern Nord in Norderstedt. Der Verein hat seit seiner Gründung 2010 mehr als 3350 Katzen kastriert, vorwiegend im westlichen Teil des Kreises Segeberg. Wenn man nun die Jagdstatistik betrachtet, so entwickeln sich der Kreis Segeberg und der westlich angrenzende Kreis Steinburg seit 2010/11 deutlich auseinander. Lagen die Zahlen Anfang der 2000er Jahre für beide Kreise noch bei 600 bis 700 Abschüssen von Katzen je Jahr, so sind es mittlerweile 89 (Segeberg) versus 246 (Steinburg). „Das zeigt für uns ganz klar, dass es effektivere Mittel des Artenschutzes gibt als den Abschuss von Katzen durch Jäger“, sagt Keck.

Wer gegen den Abschuss von Katzen in Schleswig-Holstein unterschreiben will, kann dies hier tun.

 

 

Zurück