Qualzuchten: Leiden für die Schönheit

Qualzuchten: Leiden für die Schönheit

Deutscher Tierschutzbund fordert ein umfassendes Verbot

Französische Bulldogge. Foto: Erik McLean/Pexels

Wer kennt sie nicht – die schwer atmende Französische Bulldogge? Der French Bulldog, wie er international heißt, ist eine aktuell sehr beliebte Hunderasse – und eine Qualzucht. Aber doch nur ein Beispiel unter vielen. Es gibt zahlreiche mindestens fragwürdige Zuchten, aber auch viele eindeutige Qualzuchten bei Hunden, Katzen, aber auch Kleintieren wie Kaninchen.

Qualzuchten sind Tiere, die aufgrund ihrer von den Menschen angezüchteten Eigenschaften ein Leben lang leiden müssen. Es handelt sich um Eigenschaften, die bei Menschen meist optisch beliebt sind wie etwa das „Babyface“ oder Kindchenschema der Französischen Bulldogge. Andere Beispiele wären Mops und Englische Bulldogge oder bei den Katzen die Schottische Faltohrkatze oder die Nacktkatze. Auch extremere Züchtungen von Perserkatzen leiden ähnlich wie die Bulldoggen unter Atemproblemen oder tränenden Augen.

Körperliche Defekte

Kulleraugen, Kopfformen wie flach oder kreisrund, gefaltete Ohren, eine bestimmte Fellzeichnung oder -farbe oder sogar überhaupt kein Fell – viele der gewünschten Zuchteigenschaften stellen selbst einen körperlichen Defekt dar. Praktisch in jedem Fall sorgen sie für ein körperliches Handicap des Tieres.

Hunde mit flachen Schnauzen, runden Köpfen und kurzen Beinen wie Bulldoggen oder Möpse leiden meist unter Atemnot und sind kaum widerstandsfähig gegen Hitze oder körperliche Anstrengung. Zudem haben viele dieser Hunde mit Ohren-, Haut- und Augenproblemen, aber auch Kiefer- und Zahnfehlstellungen zu kämpfen. Häufig haben diese Hunde auch fehlentwickelte Wirbelsäulen.

Aber auch Bernhardiner, Bassets und Cocker-Spaniel leiden unter Zuchtdefekten; bei ihnen kommt es vor, dass das untere Augenlid nach außen rollt. Häufig können diese Hunde ihre Augenlider nicht schließen – die Folge: dauerhaft tränende Augen. Ein weiteres Beispiel für einen schwerwiegenden Zuchtdefekt ist die Hüftdysplasie des Deutschen Schäferhundes.

Tumore, fehlende Orientierung und mangelhafte Kommunikation

Ähnliche Probleme gibt es bei manchen Rassekatzen. Die Schottische Faltohrkatze (Scottish Fold) leidet unter einer schweren Erbkrankheit, die tatsächlich für das gewünschte Aussehen der nach vorne gefalteten Ohren sorgt. Aber genau dieser Gendefekt schädigt Knochen und Knorpel im gesamten Körper; insbesondere in den Beinen sorgt dies für dauerhaft starke Schmerzen. Hinzu kommt, dass Faltohrkatzen nur schlecht mit anderen Katzen kommunizieren können – die Ohren und ihre Stellung spielen schließlich eine zentrale Rolle in der Katzensprache.

Scottish Fold. Foto: Thirdman/Pexels'
Eingeschränkte Kommunikation: Schottische Faltohrkatze (Foto: Thirdman/Pexels)

Nicht besser ergeht es Nacktkatzen wie der Sphynx. Da ihnen auch die Tasthaare fehlen, haben sie große Orientierungsprobleme. Das Fell schützt zudem die Augen, aber auch die gesamte Haut vor Sonnenstrahlen. Nacktkatzen sind der Sonne völlig ungeschützt ausgeliefert.

Ein anderer gefährlicher Trend bei Katzen sind die sogenannten Hybridkatzen, also etwa Bengal- und Savannah-Katzen. Bei ihnen ist die Zucht selbst höchst problematisch. Es werden nämlich Wildkater mit weiblichen Hauskatzen verpaart, was bei diesen zu Schmerzen und Stress führt. Und weil die Katernachkommen bis in die dritte Generation steril sind, schriebt sich dieses Elend immer weiter fort. Hinzu kommt, dass Hybridkatzen einen überdurchschnittlich ausgeprägten Jagdttrieb haben, was dem Zusammenleben im Haushalt nicht zugutekommt.

Bei Kaninchen sind es Angora- und Widderkaninchen, die wegen ihrer übermäßig langen Haare beziehungsweise ausgeprägten Hängeohren oft unter schmerzhaft entzündeten Ohren leiden. Das Problem tritt auch bei manchen Meerschweinchen auf.

Exotik statt Gesundheit

Auch bei Fischen und Reptilien gibt es Qualzuchten, Beispiele sind Haubenwellensittiche, Goldfische ohne Rückenflosse oder Berliner Guppys. Bei Reptilien gibt es das Phänomen der Morphe. Das sind Tiere, deren Hautfarbe und -musterung sich in einem gut sichtbaren Punkt vom Wildtyp unterscheidet. Dieses häufig auch über soziale Medien gehypte, vermeintlich exotische Merkmal bezahlen die Tiere mit einer erhöhten Gefahr, an Tumoren zu erkranken.

Prinzipiell verbietet das Tierschutzgesetz in Deutschland zwar Qualzuchten, doch aufgrund der unklaren Definition wird diese Regelung kaum durchgesetzt. Der Deutsche Tierschutzbund fordert daher:

  • Eine rechtlich verbindliche Verordnung, die klar definiert, was als Qualzucht gilt.
  • Ein umfassendes Verbot für Zucht, Haltung, Import und Verkauf von Qualzuchten.
  • Ein härteres Durchgreifen der Kontrollbehörden.

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