Protestschreiben des Landesverbandes zur Wal- und Delfinjagd auf den Färöern

Protestschreiben des Landesverbandes zur Wal- und Delfinjagd auf den Färöern

Um der Bestürzung über die stattgefundene Jagd und Tötung von mehr als 1.400 Weißseitendelfinen (Lagenorhynchus acutus) auf den Färöern ausdruck zu verliehen hat der Landesverband Schleswig-Holstein ein Protestschreiben an die Botschafterin des Königreichs Dänemark in Deutschland übersandt. Den Inhalt dieses schreiben veröffentlichen wir nachfolgend sowohl als Text als auch als PDF-Download in vollständiger Form.

Protestschreiben

Sehr geehrte Frau Botschafterin,

mit Bestürzung haben wir von der vor einigen Tagen stattgefundenen Jagd und der Tötung von mehr als 1.400 Weißseitendelfinen (Lagenorhynchus acutus) auf den Färöern erfahren. Gestatten Sie, dass wir uns als Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes, und des ihm ange- schlossenen Landesverbandes Schleswig-Holstein, hinsichtlich der aktuellen Ereignisse direkt an Sie wenden.

Wale und Delfine sind hochentwickelte Säugetiere mit einem komplexen Sozialverhalten, denen einige Forscher nicht nur ein Ich-Bewusstsein, sondern auch eine eigene Kultur zu- schreiben. Bei gesellig lebenden Arten wie Grindwalen, die üblicherweise im Fokus der Jagd auf den Färöern stehen, aber auch Weißseitendelfinen besteht innerhalb der Gruppen eine sehr enge Bindung zwischen den Tieren, die auch in Extremsituationen bestehen bleibt. Ein- zelne Individuen lassen ihre Artgenossen nicht im Stich, weshalb die Tiere bei Jagden wie auf den Färöern zusammenbleiben und nicht fliehen, auch wenn es sie letztlich das Leben kos- tet. Führt man sich vor Augen, dass es im aktuellen Fall allein aufgrund der schieren Menge an Tieren unzählige Stunden dauerte, bis alle Delfine getötet wurden, kann man erahnen, welch grauenvolle Erfahrung dies für die Tiere bedeutet: Viele Delfine erlebten die Schlachtung ihrer Artgenossen auf diese Weise über Stunden mit.

Sehr geehrte Frau Botschafterin, uns ist bewusst, dass der „Grindadráp“ bereits seit Jahrhun- derten besteht und für die Färöer als Teil ihrer Tradition und des Nahrungserwerbes gilt. Ebenso wissen wir, dass aufgrund der Autonomie der Färöer den Einflussmöglichkeiten des Königreichs Dänemark bestimmte Grenzen gesetzt sind. Und nicht zuletzt bestehen selbst- verständlich auch bei uns und anderen europäischen Staaten nach wie vor erhebliche Miss- stände im Umgang mit Tieren, beispielsweise in der Landwirtschaft, wogegen wir uns seit Jahrzehnten einsetzen.

Obgleich dieses Wissens bitten wir Sie, als Vertreterin unserer geschätzten Nachbarn im Königreich Dänemark inständig, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um den bereits statt- findenden Sinneswandel im Hinblick auf die Tötung von Walen und Delfinen auf den Färöern zu beschleunigen. Einem derart grausamen Umgang mit solch hochentwickelten Tieren, wie überhaupt mit Lebewesen, sollte im 21. Jahrhundert kein Platz mehr eingeräumt werden.

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