Politische Initiative für Tierheime
Die SPD-Landtagsfraktion fordert Betriebskostenzuschuss

Auf Einladung von Sandra Redmann (SPD) trafen sich Vertreter von Tierschutzbund und Tierschutzvereinen in Kiel. Weitere Themen des Gesprächs waren eine Katzenschutzverordnung sowie die Regulierung des Online-Tierhandels.
Die SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag will sich gemeinsam mit der FDP für einen Betriebskostenzuschuss an die überlasteten Tierheime aus dem kommunalen Finanzausgleich einsetzen. Das ist das wichtigste Ergebnis eines Treffens zwischen Spitzenvertretern des Tierschutzes aus Schleswig-Holstein und der SPD-Landtagsfraktion, zu dem die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD, Sandra Redmann, ins Kieler Landeshaus geladen hatte.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis des „Tierschutzgipfels“: Die Eindämmung des „Nachschubs“ an immer mehr Tieren. Redmann stellte daher eine Initiative zur Eindämmung des Online-Tierhandels in Aussicht. Ellen Kloth, Vorsitzende des Tierschutzbundes Schleswig-Holstein pflichtet bei: „Genauso wichtig wie der Betriebskostenzuschuss ist es, den Druck auf die Tierheime durch immer mehr Tiere einzudämmen.“ Insbesondere die Anonymität der Verkäufer müsse ein Ende haben. Der Tierschutzbund fordert seit Jahren ein generelles Verbot des Online-Tierhandels.
Landesregierung soll Katzenschutzverordnung erlassen
Aus dem gleichen Grund fordern sowohl der Tierschutzbund Schleswig-Holstein als auch die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD von der schwarz-grünen Landesregierung eine Katzenschutzverordnung für Schleswig-Holstein. „Frei laufende Katzen müssen kastriert werden“, sagt Kloth, „die Anzahl der Katzen im Land ist auch in diesem Jahr wieder stark angestiegen.“
Das Treffen, an dem Vertreter von fast allen Tierschutzvereinen in Schleswig-Holstein teilnahmen, stand unter dem Motto „Tierheime am Limit“. Mehrere Tierheime hatten wegen akuter Überfüllung in den vergangenen Wochen einen Aufnahmestopp verhängen müssen – neben dem Hamburger Tierheim Süderstraße ist es in Schleswig-Holstein zum Beispiel das Tierheim Uhlenkrog in Kiel. Viele andere können nur noch bedingt Abgabetiere aufnehmen.
Der von SPD- und FDP-Fraktion im Landtag geforderte Betriebskostenzuschuss soll 500.000 Euro im Jahr betragen. Zum Vergleich: Die größten Tierheime im Land, Kiel und Lübeck, haben jährliche Betriebskosten von jeweils deutlich über einer Million Euro zu schultern, mittlere Tierheime liegen bei etwa 500.000 Euro. Die geforderte Summe kann für die 20 Tierheime im Land also nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein sein.
Neben der Corona-Pandemie, die dazu geführt habe, dass sich viele Menschen ein Tier angeschafft haben, das sie nun wieder abgeben wollen, sei die Inflation das drängendste Problem für die Tierheime, so Kloth: „Die Energiekosten sind explodiert, die Tierarztkosten haben sich deutlich erhöht und auch die Mitarbeiterkosten sind aus gutem Grund gestiegen.“ Die Tierschutzbund-Vorsitzende fordert daher auch, den von der Landesregierung aus CDU und Grünen gekürzten Investitionszuschuss von 125.000 Euro im Jahr wieder auf die ursprünglichen 200.000 Euro anzuheben.
Tierheime sind überfüllt
„Dass wir die private Aufnahme von Tieren stoppen mussten, ist ein absolutes Novum“, sagt Sabine Petersen, Vorsitzende des Tierschutzvereins Kiel. „Wir sind mit rund 350 Tieren völlig überfüllt. Was noch hinzu kommt: Viele Tiere kommen in einem viel schlechteren Zustand als noch vor fünf Jahren. Auch das treibt natürlich unsere Kosten.“
Petersen nutzte die Gelegenheit, direkt an Hunde-Interessenten zu appellieren, zunächst – „also vor der Anschaffung“ – eine Hundeschule zu kontaktieren, um zu klären, welches Tier überhaupt passt: „Diese Leichtigkeit, das Haustier als austauschbares Konsumgut zu betrachten, muss ein Ende haben. Wir sind keine Ablageorte für nicht passende Tiere.“
Um grundsätzlich tragfähige Lösungen für die Krise der Tierheime zu finden, will Sandra Redmann sich außerdem für eine Kommission des Bundes, der Länder und der Kommunen auf Einladung des Bundeslandwirtschaftsministeriums stark machen. Mittelfristiges Ziel ist eine „Verbrauchsstiftung“, in die sich alle einbringen, um die Tierheime wieder auf solidere Beine zu stellen.