Opposition im Landtag drängt weiter auf Katzenschutzverordnung
Nach gestoppter Kastrationsaktion beginnt politische Aufarbeitung

Der Ärger um die frühzeitig gestoppte Kastrationsaktion ist groß. Er verbindet sich mit dem Frust um die gescheiterte parlamentarische Initiative für eine Katzenschutzverordnung.
Das abrupte Ende der herbstlichen Katzenkastrationsaktion am Mittwoch vergangener Woche ist immer noch das Aufregerthema unter Tierschützer:innen im Land. „Wir kann es sein, dass die Aktion endet, ohne dass sie richtig begonnen hat?“ – das fragen sich derzeit viele.
Bis diese Frage gelöst ist, wird es voraussichtlich noch eine gehörige Portion Geduld brauchen. Das für die Aktion zuständige Landwirtschaftsministerium sortiert derzeit die Rechnungen – bis abschließende Daten auch zur Anzahl kastrierter Katzen vorliegen, kann es erfahrungsgemäß noch eine Weile dauern. Aber die Frage steht im Raum: Wie kann es sein, dass in nur gut zwei Tagen rund 100.000 Euro „wegkastriert“ wurden? Auf Heller und Pfennig klar ist nur der derzeitige Stand des ursprünglich 110.000 Euro umfassenden Fonds: 16.794,35 Euro (Stand 16. Oktober 2023). Allerdings können immer noch Rechnungen nachgereicht werden.
Landesregierung verteidigt Abbruch
Unterdessen erreicht die jäh abgebrochene Kastrationsaktion die Landespolitik. Die Aktion sei so frühzeitig gestoppt worden, damit niemand auf unbezahlten Rechnungen sitzenbleibe, verteidigt das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium das Vorgehen. Und auch der tierschutzpolitische Sprecher des grünen Koalitionspartners Dirk Kock-Rohwer baut vor: „Es ist erfreulich und dankenswert, dass sich viele Freiwillige und Tierheime an dem Programm beteiligen“, sagte der Bio-Landwirt gegenüber den Zeitungen des s:hz-Verlags: „Wir können die Beschwerden verstehen, aber die Haushaltssituation ermöglicht uns momentan keinen Spielraum.“ Es müsse aber geprüft werden, ob Haushaltsmittel aus anderen Bereichen, die nicht vollständig abgerufen wurden, übertragen werden könnten.
Damit wollen sich aber weder die Tierschützer noch die Opposition im Kieler Landtag zufriedengeben. „Schwarz-grün tut nichts und nimmt das Elend der Katzen in Kauf“, kritisiert die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Sandra Redmann die Landesregierung. Sie erinnert in dem Zusammenhang auch daran, dass es im September die schwarz-grüne Mehrheit war, die eine verbindliche Kastrationspflicht für Freigängerkatzen im Landtag scheitern ließ: „Weder hatte Schwarz-Grün den Mumm, eine Katzenschutzverordnung auf den Weg zu bringen, noch für eine ausreichende Finanzierung der Katzenkastrationsaktion zu sorgen. Obwohl die Tierheime schon fast um Unterstützung gebettelt haben.“
„Es bedarf einer Katzenschutzverordnung“
„Tierschutz ist weder bei Schwarz (gemeint ist offensichtlich Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, CDU) noch bei den Grünen in guten Händen“, schimpft Anabell Krämer von der FDP gegenüber dem s:hz-Verlag. Ein bisschen Katzenkastration reiche nicht aus, um die Überpopulation verwilderter Katzen in den Griff zu bekommen, bringt Christian Dirschauer vom SSW die Kritik der Opposition ebenfalls gegenüber dem s:hz auf den Punkt: Hierfür bedarf es einer landesweiten Katzenschutzverordnung und verstetigter Mittel.“ Kaum ein Tierschützer oder eine Tierschützerin würde widersprechen.
Der Tierschutzbund Schleswig-Holstein fordert als ersten Schritt eine deutliche Aufstockung der Mittel für den Kastrationsfond auf mindestens 200.000 Euro seitens der Landesregierung. Aber auch die Tierärzte sollen nach dem Willen der Tierschützer einen größeren Beitrag leisten.
Fotos: Deutscher Tierschutzbund