"Im ländlichen Bereich ist es schlimm"

"Im ländlichen Bereich ist es schlimm"

Tierschützer fordern eine Katzenschutzverordnung für Schleswig-Holstein

Gerade in der Ferienzeit ist die Situation in manchen Regionen des Landes besonders dramatisch. Die oft ungehinderte Vermehrung der Katzen bringt Elend hervor. Tierschützer fordern eine Kastrations- und Registrierungspflicht.

„Es ist vielerorts noch wie vor 50 Jahren“, klagt Detlef Stölken. „Wir treffen auf wenig Verständnis, wenn wir dafür werben, Katzen kastrieren zu lassen. Für viele Bauernhöfe sind Katzen nur Beiwerk“, sagt der Vorsitzende des Vereins „Tiere in Not Heiligenhafen-Fehmarn“. Manch Landwirt meine heute noch, das Problem „auf seine Art regeln“ zu können.

Fast makaber: Auf der anderen Seite werde von manchen Ferien-Bauernhöfen gezielt damit geworben, dass die Kinder „in den Sommerferien die Katzenwelpen streicheln können“. Dass diese Ferienhöfe von einer Kastration der Katzen nichts halten, liegt auf der Hand. „Da stoßen wir auf taube Ohren.“

Stölken befürwortet daher eine Katzenschutzverordnung. „Gerade im ländlichen Bereich ist die Situation schlimm“, sagt er. Auf Campingplätzen, Bauern- und Ferienhöfen sei es oft besonders dramatisch. Hunger und Krankheiten befallen die Tiere. Ohne verbindliche Vorgaben werde sich nichts ändern. Eine Katzenschutzverordnung müsse eine Kastrationspflicht für alle Freigängerkatzen, männlich wie weiblich, sowie eine Registrierungspflicht umfassen. Denn erst durch Chip und Registrierung bei einem Haustierregister können die Katzen ihren Besitzern zugeordnet werden.

Was Tierschützer in Schleswig-Holstein noch fordern, wurde in Niedersachsen im Juni immerhin auf den Weg gebracht. Freilaufende Katzen zwischen Nordsee, Elbe und Harz sollen laut Beschluss des Landtags kastriert, gekennzeichnet und registriert werden. Jetzt muss die Landesregierung in Hannover den Beschluss umsetzen.

„Die Kastration, Kennzeichnung und Registrierung von Katzen mit Freigang vorzuschreiben, ist der richtige Weg“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Nur durch die Kastration kann eine unkontrollierte Vermehrung verhindert und so das Leiden frei lebender Straßenkatzen eingedämmt und Tierheime entlastet werden. Kennzeichnung und Registrierung ermöglichen es, den Halter schnell ausfindig zu machen, wenn eine entlaufene Katze gefunden wird oder ein Tier kaltherzig ausgesetzt wurde." Aktuell hat nur das Land Berlin eine derartige flächendeckende Regelung erlassen. In Schleswig-Holstein ist es nach Paragraph 13b des Tierschutzgesetzes derzeit noch den Gemeinden überlassen, ob sie eine Kastrations- und Registrierungspflicht erlassen. Gebrauch davon haben bislang nur Mölln, Ratzeburg und das Amt Nordsee-Treene gemacht; in Lauenburg besteht lediglich eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht.

"Tiere in Not Heiligenhafen-Fehmarn" kastriert im Jahr 120 bis 180 freilaufende Katzen

Auf Fehmarn ist jüngst eine entsprechende Initiative, die auch vom Bürgermeister der Inselgemeinde unterstützt worden war, am Widerstand der Stadtverordnetenversammlung gescheitert. So macht auch der Verein „Tiere in Not Heiligenhafen-Fehmarn“ wie gewohnt weiter. „Im Herbst, wenn die Sommerurlauber weg sind, haben wir dann wieder das Elend.“ Zahlreiche junge Katzen müssen mobil und dezentral versorgt und gepflegt werden. In Oldenburg i. H. betreibt der Verein außerdem eine Station für verlassene und verletzte Katzen, die stetig ausgebaut wird.

Mit kooperationsbereiten Landwirten schaffen es die rund zehn aktiven Helferinnen und Helfer immerhin, zwischen 120 und 180 Kastrationen pro Jahr durchzuführen. Da die meisten der kastrierten Katzen verwildert sind, setzt der Verein sie anschließend wieder aus und versorgt sie über seine Futterstellen. Manchmal wird die Mühe auch belohnt. „Gerade konnten wir zehn Kitten gut vermitteln“, freut sich Stölken. Das geht meist dann, wenn dem Verein eine trächtige Katze „ins Netz“ geht. „Aktuell haben wir nun auch wieder eine trächtige Katze mit nochmal fünf oder sechs Jungen. Die werden wir dann hoffentlich auch wieder vermitteln können.“

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