Hassobjekt Taube
Die hessische Stadt Limburg will Tauben töten – Tierschutzbund prüft rechtliche Schritte
Die Taube hat es schwer. Manch Zeitgenosse beschimpft die Tiere als „Ratten der Lüfte“ und tut damit beiden unrecht – den Ratten wie den Tauben. Die Stadt Limburg an der Lahn in Hessen hat nun jüngst den Gipfel der Taubenfeindlichkeit erklommen – sie will laut eines Stadtratsbeschlusses ihrer Taubenpopulation das Genick brechen. Und das ist wörtlich gemeint.
Brieftauben werden nicht mehr benötigt
So weit ist es in Schleswig-Holstein glücklicherweise noch nicht. Allerdings waren auch hier die Tauben in früheren Jahrzehnten beliebter. In Zeiten digitaler Kommunikation kann die Brieftaube ihre herausragende Fertigkeit, mit der sie über Jahrhunderte den Menschen diente, nicht mehr einsetzen: den Botendienst. Die Taube wird heute nur noch als Störenfried, gar Schädling wahrgenommen. Manch eine:r sieht die Tauben zudem als potenzielle Krankheitsüberträger – zu Unrecht, wie Studien bewiesen haben. Das Bild von der Taube war noch vor wenigen Jahrzehnten ganz anders.
Da ist die Friedenstaube. Und: Die früher zahllosen Brieftaubenzüchter und ihre Vereine, im Ruhrgebiet einst neben dem Kleingarten auch so etwas wie sozialer Kitt, können ein Lied davon singen. Die „Kieler Reisetaubenzüchtervereinigung von 1912 e. V.“ etwa musste sich im vergangenen Jahr als eigenständiger Verein auflösen. Der Mitgliederschwund hatte dafür gesorgt, dass der Verein insbesondere die Transportkosten für Distanzflüge nicht mehr tragen konnte. Die Kieler haben sich jetzt mit ihren südlichen Nachbarn zur „RV Holsteinische Schweiz/Kiel“ zusammengeschlossen.
Tauben sind liebenswert und intelligent
Der emeritierte Kieler Taubenforscher Eberhard Haase, einst am Haustierinstitut der Uni Kiel tätig, bedauerte die Entwicklung Anfang des Jahres gegenüber den Kieler Nachrichten: „Die Kinder und Jugendlichen sind heutzutage nur noch sehr schwer für das Hobby zu gewinnen.“ Hinzu komme, dass die Hürden zur Genehmigung der Taubenhaltung immer höher würden, was das Problem weiter verstärke. Haase kann berichten, dass die Tauben das Erdmagnetfeld nutzen, um sich bei ihren Distanzflügen zu orientieren. Leider sind das Dinge, die die moderne digitalisierte Welt nicht mehr zu brauchen glaubt. Auch dass Tauben ein Leben lang Pärchen bilden und zusammenbleiben, stimmt nur wenige Menschen milde. Es bleibt der Blick auf den Taubenkot in Städten.
Der Deutsche Tierschutzbund positioniert sich auch in der Causa Limburg klar gegen die Perspektive auf die Taube als Schädling. Ute Heberer, Vorsitzende des Tierschutzbundes Hessen stellt klar, es sei längst erwiesen, dass tierschutzkonforme Formen des Taubenmanagements funktionierten. Auch für Katrin Pichl, Fachreferentin für Stadttauben beim Deutschen Tierschutzbund, steht fest: „Anstatt Taubenschläge einzurichten und so tierfreundlich die Zahl der Stadttauben zu verringern, hat sich Limburg für die Tötung der Tiere entschieden. Das ist nicht nur ethisch verwerflich, sondern stellt auch einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.“ Folgerichtig prüft der Deutsche Tierschutzbund rechtliche Schritte gegen den Limburger Tötungsbeschluss.
Noch ist die Taube also nicht verloren – selbst in Limburg an der Lahn nicht.