Hamburg will Taubenbestand tierschutzgerecht regulieren

Hamburg will Taubenbestand tierschutzgerecht regulieren

Taubenschläge um die großen Bahnhöfe

Stadttauben sind verwilderte Haustiere. Foto: Vicky Deshmukh/Pexels

Rund um den Hauptbahnhof und den Bahnhof Altona sollen sechs städtisch betriebene Taubenschläge entstehen.

Die Bürgerschaft hat entschieden: Hamburg errichtet je drei Taubenschläge um den Hauptbahnhof und den Bahnhof Altona. Verbunden ist dies mit einer Bestandsregulierung, denn die von den Tauben gelegten Eier werden regelmäßig gegen solche aus Kunststoff ausgetauscht. Dies soll einerseits den Tieren zugutekommen, da dadurch wenigstens perspektivisch die Futterkonkurrenz in der Hamburger Innenstadt reduziert wird. Andererseits soll auf diese Weise auch für mehr Akzeptanz der Stadttauben in der Bevölkerung gesorgt werden.

Mehr Akzeptanz für Stadttauben

Und auch die Deutsche Bahn darf hoffen: Sie gibt derzeit hohe Summen für die Beseitigung des Taubenkots an ihren Bahnhöfen aus. Wenn sich die Population verringert und zugleich wegen geringerer Futterkonkurrenz gesundet, dürfte diese Aufgabe künftig kleiner und günstiger ausfallen. Der bereits seit 2016 bestehende Taubenturm über der Wandelhalle des Hauptbahnhofs, in dem auch bereits Eier gegen Attrappen getauscht werden, hat sich als zu klein erwiesen. Zudem war die Finanzierung nie gesichert und immer auf Spenden angewiesen.

Das sogenannte „Augsburger Modell“ mit systematischem Austausch der Taubeneier wird dagegen für drei Jahre mit jeweils 350.000 Euro von der Stadt finanziert. Es müssen jetzt nur noch die betroffenen Bezirksversammlungen in Mitte und Altona zustimmen.

Das Modell hat die Unterstützung des Hamburger Tierschutzvereins (HTV): „Stadttauben sind verwilderte Haustiere und Hamburg darf sie nicht im Stich lassen“, sagt Janet Bernhardt, die 1. Vorsitzende des HTV. „Hamburg hat die Chance, die richtigen Maßstäbe für nachhaltigen Taubenschutz zu setzen“, pflichtet Katrin Pichl, Fachreferentin für Stadttauben beim Deutschen Tierschutzbund, bei. „Damit wäre die Stadt Vorbild für andere, die in Sachen Stadttauben bisher noch rückständig denken – wie Limburg.“

Schlechtes Vorbild: Limburg

Das hessische Limburg ist spätestens seit vergangenem Herbst Synonym für eine rückwärtsgewandte Tauben- und Tierschutzpolitik. Während in Hamburg Hoffnung für die Stadttauben besteht, droht ihnen im hessischen Limburg nämlich buchstäblich der Genickbruch. In einer Sondersitzung hatten die Limburger Stadtverordneten im Februar ihren mindestens umstrittenen Beschluss vom vergangenen November, die Tauben der Stadt von einem einschlägig bekannten Falkner per Genickbruch töten zu lassen, bestätigt.

Zugleich hatten sie damit den Weg frei gemacht für einen angestrebten Bürgerentscheid, der den Beschluss der Stadt kippen will. Der Entscheid wird zugleich mit den Europa- und Kommunalwahlen am 9. Juni stattfinden. Allerdings sind die Hürden hoch: Es ist eine Mehrheit erforderlich und zugleich muss diese Mehrheit 25 Prozent der Wahlberichtigten Limburgs repräsentieren. Das heißt konkret, es sind in Limburg 6681 Stimmen gegen das Töten der Tauben erforderlich. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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