Einen Hund aus Ost- oder Südeuropa aufnehmen?
Der Deutsche Tierschutzbund setzt auf Hilfe vor Ort
Was wenn es mit dem Hund aus Osteuropa nicht klappt? Organisationen des Auslandstierschutzes nehmen „ihre“ Tiere in der Regel nicht zurück. Interessenten sollten daher im Vorfeld genau abwägen, worauf sie sich einlassen. Oder doch ein Tier aus einem deutschen Tierheim nehmen.
Ein Viertel der deutschen Hundepopulation soll sich mittlerweile aus „Auslandshunden“ rekrutieren. Das legen Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) aus Leipzig nahe. Herkunftsländer sind in erster Linie Rumänien, Bulgarien, Bosnien, Serbien, Ungarn oder Polen, aber auch Spanien, Portugal und Griechenland.
Meist werden die Tiere über Organisationen, die sich auf diese Art des Auslandstierschutzes spezialisiert haben, nach Deutschland importiert. Über das Internet, etwa kleinanzeigen.de oder soziale Netzwerke, werden die Tiere als Straßenhunde oder Überlebende rumänischer Tötungsstationen vermittelt. Kostenpunkt für die neuen Halter:innen: eine Summe zwischen 250 und 500 Euro.
Ein Viertel der Hunde in Deutschland aus Ost- und Südeuropa
Kritiker dieses Vermittlungssystems argumentieren, dass längst nicht alle Tiere von der Straße oder aus Tötungsstationen kämen. Dass es vielmehr mehrheitlich längst gewissenlose Züchterinnen und Züchter sind, die dem deutschen Markt liefern, was er verlangt. Und somit die Probleme hierzulande tendenziell verschärfen ohne zu einer Lösung der Probleme in den Herkunftsländern beizutragen.
Diese Hunde haben aber meist keine solche Vorgeschichte, wie sie deutsche Tierschutzhunde oft haben – die meisten sitzen nicht ohne Grund in den Tierheimen. Und das seit Jahren.
Und wenn es mit dem neuen Freund aus Ost- oder Südeuropa doch nicht klappt? Tierschützerinnen und Tierschützer in Deutschland klagen, dass die Auslandstierschutzorganisationen die Hunde in so einem Fall nicht zurücknehmen. Anders als Tierheime. Klar ist dann auch, wo das gescheiterte Hundeverhältnis endet. Es beißt sich die Katze, vielmehr der Hund, in den Schwanz.
Tierschutzhunde haben meist eine Vorgeschichte
Auslandstierschutz ist ein kontroverses Thema. Es gibt kein Schwarz und Weiß. Es gilt im Einzelfall abzuwägen.
Der Deutsche Tierschutzbund setzt bewusst auf Hilfe vor Ort. In diesem Jahr wurde gemeinsam mit der in Rumänien tätigen Tierhilfe Hoffnung ein Modellprojekt im Landkreis Arges angestoßen. Die Hunde in diesem Landkreis, in dem sich übrigens auch das größte Tierheim Europas, die Smeura, befindet, sollen registriert, gechippt, gegen Tollwut geimpft und am Ende auch kastriert werden.
Für Thomas Schröder, den Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes, ist die Kastration „der Schlüssel im Kampf gegen Leid und Tod der Straßenhunde“ in Rumänien und anderswo: „Ziel muss sein, die mehr als 140 Tötungsstationen in Rumänien zu Kastrations- und Registrationszentren umzurüsten.“ Nur so lasse sich die Hundepopulation „tierschutzgerecht und nachhaltig“ in den Griff bekommen.
Tierschutzbund setzt auf Hilfe vor Ort
Wer Tieren und Hunden im Ausland helfen und konkret die Anstrengungen rund um die Smeura unterstützen will, kann diesem Projekt über den Deutschen Tierschutzbund unter die Arme greifen.
Wer sich trotz aller Vorbehalte und Einwände doch für einen Hund aus Ost- oder Südeuropa interessiert, sollte sich vorab klar machen, dass dies per se kein Modehund oder ein Tier aus Qualzucht sein darf. Beides erhöht nebenbei die Wahrscheinlichkeit, einem kommerziellen Züchter auf den Leim zu gehen und eben keinen „Straßenhund“ zu bekommen, der womöglich vor der Tötung gerettet werden kann. Und man sollte sich klarmachen: Seriöse Tierschutzorganisationen übergeben ihre Tiere nicht auf Autobahnparkplätzen und geben sie den Interessenten auch nicht als „Gepäck“ mit auf den Heimflug.
Der Deutsche Tierschutzbund hat bereits 2021 eine Checkliste zusammengestellt, die Interessenten unbedingt beachten sollten. Wenn sie sich nicht doch für einen Hund aus einem deutschen Tierheim entscheiden.