Die Politik muss den Tierschutz ernst nehmen

Die Politik muss den Tierschutz ernst nehmen

Die Hälfte der Tierheime ist voll oder überfüllt

Motive: Deutscher Tierschutzbund

Der Haustierboom der Corona-Jahre und die Inflation legen die Tierheime lahm. Zeit für die Bundesregierung, sich an ein Versprechen zu erinnern.

Nur 18 Prozent der Tierheime haben noch Kapazitäten, weitere Tiere aufzunehmen. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes. 69 Prozent der Tierheime sprechen demnach von einer „sehr hohen Auslastung“. Fast die Hälfte, 49 Prozent, sind voll oder gar überfüllt.

Die Ursachen wurden oft beschrieben. Während der Corona-Pandemie schafften die Menschen sich überdurchschnittlich viele Tiere an. Zu viele Tiere, oft unüberlegt. Denn irgendwann war die Pandemie vorbei und das normale Leben nahm wieder seinen Lauf. Nun waren die frisch angeschafften Hunde und Katzen doch oft im Weg. Beim Arbeitsleben oder bei Urlauben. Die galoppierende Inflation in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine verteuerte neben Energie und Lebensmitteln auch das Tierfutter. Die Anpassung der tierärztlichen Gebührenordnung verstärkte den Effekt zusätzlich.

Als grundlegende Probleme kommen hinzu: der weitgehend ungeregelte Onlinehandel mit Tieren und die weiter fehlenden landes-, geschweige denn bundesweiten Kastrationspflichten für Freigängerkatzen. Dazu immer wieder extreme Fälle von Animal Hording.

Probleme werden in die Tierheime verschoben

Das ist der Cocktail, der die Tierheime seit Jahren überlaufen lässt. „Die Zahl der Menschen, die ihre Tiere loswerden wollen, scheint so hoch wie nie zuvor“, warnt daher auch Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes: „Die Tierheime sind überlastet und können nicht mehr für jedes Tier in Not einstehen.“ Schröder wirft den politisch Verantwortlichen Versagen vor: „Wer den karitativen Tierschutz ausbluten lässt, den Onlinehandel mit Tieren nicht unterbindet und zulässt, dass sich jeder spontan ein Tier kaufen kann, trägt Mitschuld daran, dass die Tierheime am Limit sind.“

Die Probleme werden mit den massenhaft abgegebenen Tieren nur verschoben. Auch die Tierheime leiden unter gestiegenen Kosten. Für Futter und Energie, aber auch für Tierärzte und -kliniken. Vermehrt landen auch kranke und schwer vermittelbare Tiere in den Heimen. Die Folge: Zahlreiche Plätze sind dauerhaft belegt. Und immer wieder kommt es zu mehr oder weniger lang anhaltenden  Aufnahmestopps von Tierheimen. Auch in Schleswig-Holstein. Die Tierheime können ihren Aufgaben oft nur noch sehr begrenzt nachkommen.

Die Konsequenz kann nur sein: Die Politik in Land und Bund muss den Tierschutz endlich ernst nehmen. Sich zu landesweiten Katzenschutzverordnungen samt Kastrationspflicht durchringen. Die Tierheime finanziell besser ausstatten. Etwa durch eine Verbrauchsstiftung für Tierheime, wie sie einst von der Ampelregierung im Koalitionsvertrag 2021 versprochen worden war. Und doch nie eingelöst wurde. fb

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