Die neue GOT bleibt umstritten

Die neue GOT bleibt umstritten

Kloth: Reform nachvollziehbar, doch es mangelt an Transparenz

Die hohen Tierarztkosten überfordern viele Tierhalterinnen und Tierhalter. Foto: Behrens

Manch Tierhalterin und Tierhalter verzweifelt an den Tierarztkosten. Der Tierschutz setzt auf die vorzeitige Überprüfung der Gebührenordnung.

Vor allem Katzen und Kaninchen werden in den letzten Monaten vermehrt ausgesetzt. Viele Halter würden sich auch an die Tierheime wenden, weil sie die seit Ende 2022 massiv erhöhten Tierarztkosten durch die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) nicht mehr tragen könnten, sagte Ellen Kloth, Vorsitzende des Tierschutzbundes Schleswig-Holstein, dem Schleswig-Holstein-Magazin des NDR. Wenn die Tiere in die Tierheime kämen, fiele oft deren schlechte medizinische Versorgung auf: „Wenn Krankheiten dann nicht behandelt werden, können die sich verschlimmern, dann steigern sich die Kosten, dann ist ein Level erreicht, wo man sagt: Raus mit dir", so Kloth zum NDR.

Während Tierärztinnen und Tierärzte die GOT-Reform von 2022 nach wie vor begrüßen – können sie doch jetzt oft überfällige Investitionen stemmen und ihre Angestellten besser entlohnen – sehen die Tierschützerinnen und Tierschützer primär die Folgen. Grundsätzlich sei die Reform der Tierarztkosten überfällig gewesen, räumt Kloth ein, doch allzu oft seien Tierarztrechnungen nicht transparent und nachvollziehbar.

So sind in der aktuellen GOT mehrere Ermessensentscheidungen eingebaut, die von Praxis zu Praxis und von Gelegenheit zu Gelegenheit durchaus differieren können. Insbesondere die Hausbesuche und Einsätze im Notdienst halten solche Tücken bereit. Das war nicht zuletzt bei einer Anhörung vor dem Landtag in Kiel klar geworden. Die Verdopplung, Verdreifachung oder gar Vervierfachung des Mindestsatzes der GOT aufgrund besonderer Schwierigkeit der Behandlung beziehungsweise einer Notdienstsituation hält viel Potenzial bereit, um als Tierhalter oder Tierhalterin subjektiv Willkür zu empfinden.

Die Tierschützer:innen setzen derzeit auf die vorgezogene Evaluation der GOT, die der Landtag im Mai gefordert hatte. Vielleicht kann der inzwischen gar nicht mehr so neuen Gebührenordnung so doch noch der Zahn gezogen werden.

Auch Tierversicherungen sind nicht immer die Lösung

Denn auch Tierversicherungen, oft als Ausweg aus der Falle steigender Tierarztkosten genannt, haben ihre Fallstricke. So sind ältere Tiere meist gar nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll zu versichern, wenn sie nicht von der Jugend an versichert waren. Zudem sind die Versicherungsgebühren mit den GOT-Gebühren mitgestiegen.

Am Ende helfen nur Vorsorge und Weitblick. Auf der einen Seite dem Tier, dem so meist schwere Erkrankungen erspart werden können. Und natürlich den potenziellen Tierhalter:innen, die die Anschaffung von Haustieren nach allen Seiten hin prüfen sollten. Wer mit dem Gedanken spiele, sich ein Tier zuzulegen, sollte sich die Kosten klarmachen, sagte Ellen Kloth dem NDR: Und natürlich auch Tierarztrechnungen und Versicherungsprämien mit einplanen. „Katzen werden bis zu 20 Jahre alt, Hunde 15 Jahre – das sind lange Zeiträume.“


Ellen Kloth (Foto: Behrens)

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