"Das Staatsziel Tierschutz umsetzen!"
Tierschutzbund-Präsident Schröder fordert Runden Tisch

Rund 500 Tierschützerinnen und Tierschützer kamen am Freitag Vormittag auf dem Hamburger Rathausmarkt zusammen, um auf die dramatische Situation vieler Tierheime hinzuweisen. Das Franziskus-Tierheim und der Hamburger Tierschutzverein hatten zu der Protestveranstaltung aufgerufen. Denn die Lage für den Tierschutz ist ernst.
Unter den Teilnehmern war auch Thomas Schröder, der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Er nahm auf dem Hamburger Rathausmarkt den für den Tierschutz zuständigen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in die Pflicht, die „Länderchefs und kommunale Verbände an einen Tisch zu holen“: Es müsse dringend eine finanzielle Lösung gefunden werden, um Tierschutz in den föderalen Strukturen zu ermöglichen: „Wir haben das Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz verankert, es verpflichtet alle Ebenen vom Bürgermeister über die Länder bis hin zur Bundesregierung diesen auch umzusetzen.“
Die Tierheime nicht nur in Hamburg und Schleswig-Holstein sind in einer schwierigen Situation. Einerseits sind sie voll, viele überfüllt – das Tierheim an der Hamburger Süderstraße musste jüngst gar einen Aufnahmestopp für Hunde und Katzen verhängen – und andererseits laufen ihnen die Kosten davon. Wie alle Tierbesitzer wissen: Das Futter für Hunde, Katzen und Kleintiere wie Nager und Vögel hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verteuert. Ebenso die Energiekosten, die Gehälter und die Sätze für tierärztliche Behandlungen.
Auch rückläufige Adoptionen, schwer vermittelbare Hunde und der beständige Kampf gegen das Leid von Straßenkatzen oder Stadttauben zählen zu den Herausforderungen. Die Tierheime nehmen im Auftrag der Kommunen wichtige Aufgaben wahr, weshalb sie auch bezuschusst werden.
„Die Tierheime und Tierschutzvereine in Deutschland stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie werden missbraucht als Ausputzer staatlichen Versagens“, sagte Schröder in Hamburg: „Die Hundesteuer wird einkassiert, aber nicht wieder in den Tierschutz investiert. Das ist ein Skandal.“ Schröder wies auf weitere Missstände hin. So fehle nach wie vor eine bundeseinheitliche Kastrationsverordnung für Freigängerkatzen. Ebenso eine „Positivliste von Tieren, die überhaupt privat gehalten“ werden dürften: Diese könnte nach Meinung des Tierschutz-Präsidenten den Druck auf die Tierheime ebenfalls mindern. Schröder forderte außerdem einen verbindlichen Sachkundenachweis für Tierhalter und wies auf die Problematik der Listenhunde hin: „Unzählige Hunde in den Tierheimen sind derzeit nicht mehr vermittelbar.“
Gemeinsam mit Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims, und Janet Bernhardt, der Vorsitzenden des Hamburger Tierschutzvereins und Chefin des Tierheims Süderstraße brachte Thomas Schröder den Forderungskatalog an der Rathaustür an (siehe Foto). Schröder: „Hamburg ist nur ein Beispiel. Wir werden das in den kommenden Wochen und Monaten in vielen Städten wiederholen.“