„Bufdis“ in Tierheimen: große Unsicherheit
Gerade waren Einsparungen beim Freiwilligendienst abgewendet, doch nun greift die Haushaltssperre
Bundesfreiwillige erledigen wichtige Aufgaben in Tierheimen und anderswo. Nach der jüngsten Haushaltssperre ist die Zukunft des Bundesfreiwilligendienstes ungewisser denn je.
Das Tierheim Lübeck kann derzeit keine „Bufdis“ mehr einstellen. Denn aufgrund der am 21. November von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) verhängten Haushaltssperre darf das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben derzeit keine neuen Verträge im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes genehmigen.
Hinter der gewöhnungsbedürftigen Abkürzung stecken in der Regel junge Erwachsene, die oft nach der Schule ein soziales Jahr absolvieren, das im Rahmen des seit 2011 bestehenden Bundesfreiwilligendienstes gefördert wird. Bei Freiwilligen bis 25 Jahren schießt der Bund 300 Euro dazu, bei solchen über 25 Jahren 350 Euro.
Initiative verhindert geplante Kürzungen
Das war dem Bund schon länger zu teuer. Daher hatte das Bundeskabinett für die Jahre 2024 und 2025 bereits umfangreiche Kürzungen geplant. Sozialverbände befürchteten daraufhin den Wegfall jeder dritten „Bufdi“-Stelle. Eine Petition sammelte mehr als 100.000 Stimmen gegen die Kürzungen, organisierte eine Demonstration in Berlin. Mitinitiatorin Nelly Schrader aus Wolfenbüttel (Niedersachsen) war jüngst beim NDR zu Gast und sprach über ihre Beweggründe. Und tatsächlich: Der zivilgesellschaftliche Einsatz hatte Erfolg und die Bundesregierung nahm ihre Kürzungen zurück.
Doch dann kam das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum 60-Millionen-Euro-Sondervermögen „Klima- und Transformationsfonds“. Es folgte die Haushaltssperre. Damit hängt mindestens im Moment die Zukunft des Bundesfreiwilligendienstes in der Luft.
"Bufdis" machen das, wozu den anderen keine Zeit bleibt
Zurück nach Lübeck. Das Tierheim beschäftigt jedes Jahr acht Bundesfreiwillige. Sie werden in der Regel zum 1. August oder 1. September eingestellt und sind dann zwölf Monate Teil des Tierheim-Teams. Sie helfen in der Tierpflege mit, beteiligen sich an Organisation und Durchführung der Jugendarbeit des Lübecker Tierschutzvereins, helfen beim Planen und Umsetzen von Veranstaltungen und führen kleinere Reparaturen aus. Nicht wenige von ihnen machen sich unentbehrlich und entlasten so die oft in Bedrängnis geratenen Tierheime.
„Am wichtigsten ist bei uns die Unterstützung der Tierpflege bei den zusätzlichen Aufgaben, für die die anderen Pfleger:innen keine Zeit haben“, sagt Susanne Tolkmitt, Vorsitzende des Tierschutzvereins Lübeck: „So beschäftigen sie sich zum Beispiel mit sehr scheuen und ängstlichen Tieren. Sie unterstützen unsere Jugendprojekte genauso wie die Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien.“
14 Bundesfreiwillige in Tierheimen in Schleswig-Holstein
Auch in anderen Tierheimen in Schleswig-Holstein werden „Bufdis“ oder wie sie manchmal auch genannt werden, „BFDler:innen“, beschäftigt. Vierzehn seien es wohl landesweit, sagt Tolkmitt. Die derzeitige Sperre betreffe die Tierschutzvereine wegen des üblichen Eintrittstermins im Spätsommer zwar derzeit nicht direkt, aber, so Tolkmitt: „Die Unsicherheit ist in allen Vereinen groß. Niemand weiß, wie es im kommenden Jahr weitergeht.“ Wer die politische Debatte der vergangenen Wochen und Tage verfolgt, hat den Eindruck, dass es auch der Politik nicht anders geht.