Böllerverbot: Starkes Signal

Böllerverbot: Starkes Signal

Ein Kommentar

Das Bündnis für ein Böllerverbot übergibt die Unterschriften vor dem Bundesinnenministerium – Nancy Faeser war nicht vor Ort. Fotos: Deutsche Umwelthilfe

Fast zwei Millionen Menschen haben für ein generelles Böllerverbot unterschrieben. Die Politik muss nun auch angesichts neuer Exzesse zu Silvester handeln.

Eine Bilanz des Schreckens: fünf Tote, Tausende Verletzte zum Teil mit schwersten Verletzungen ohne Aussicht auf vollständige Genesung, Amputationen von Gliedmaßen, Millionen verängstigte oder getötete Wild- und Haustiere, Menschen, die mit ihren Tieren an Flughäfen flüchten, weil dort nicht geböllert werden darf, 40 unbewohnbare Wohnungen in Berlin, Lärm und Brände, bundesweit Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte, gigantische Müllberge, rund 2000 Tonnen Feinstaub, die den Neujahrstag zum Tag mit der höchsten Luftbelastung im gesamten Jahr machen – das war die Neujahrsnacht 2024/25 in Deutschland.

Fast zwei Millionen Unterschriften für ein Böllerverbot – genau 1.961.007 – übergaben jetzt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

DUH und GdP sind Teil eines Bündnisses von 34 Organisationen aus Umweltschutz, Tierschutz, Gesundheitswesen und Rettungskräften, das sich seit Jahren für ein flächendeckendes Böllerverbot einsetzt. Mit dabei ist der Deutsche Tierschutzbund, das Haustierregister FINDEFIX, aber auch die Bundesärztekammer, PETA Deutschland und der Deutsche Naturschutzring.

Dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Forderungen nach einem Böllerverbot jüngst „irgendwie komisch“ fand und Innenministerin Faeser die Forderung der Initiative pauschal ablehnt und die Verantwortung einmal mehr an Länder, Kreise oder Kommunen schieben will, lässt einen mit dem Kopf schütteln.

Die Bürgerinnen und Bürger scheinen nämlich mehrheitlich schon weiter zu sein. Nach einer aktuellen Umfrage des Portals Statista befürworten nur noch 28 Prozent der Deutschen das Feuerwerk zu Silvester. 41 Prozent der Befragten machen sich Sorgen um die Tiere, 39 Prozent um die Umwelt.

Nicht die Forderung nach einem Böllerverbot ist „irgendwie komisch“

Das Problem durch regionale Regelungen zu entschärfen, wie es offenbar Innenministerin Faeser vorschwebt, ist nicht realistisch. Dahinter steckt auch die Vorstellung, dass die Exzesse vornehmlich in den großen Städten – und ganz besonders in Berlin – stattfinden. Dabei wird aber übersehen, dass diese Exzesse auch in kleineren Städten zu finden sind. Zudem: Tiere und Umwelt fragen nicht, wo der Schaden entsteht. Er entsteht überall dort, wo geböllert wird.

Es ist also höchste Zeit, dass sich etwas ändert – für Mensch, Tier und Umwelt. Die zwei Millionen Unterschriften sind ein starkes Signal für unbeschwerte Silvesterfeiern. Es wäre nicht nur „irgendwie komisch“, sondern gar töricht von der Politik, wenn sie diese Chance erneut vergibt. Frank Behrens

Zurück