„Animal Hording“ und Katzenleid belasten Tierheime

„Animal Hording“ und Katzenleid belasten Tierheime

Lübeck prüft wie Kiel Katzenschutzverordnung

Immenses Katzenleid auf der Straße. Fotos: Deutscher Tierschutzbund (2), Deutscher Tierschutzbund LV Schleswig-Holstein (1)

Anders als früher sind die Tierheime nicht mehr nur zur Ferienzeit überfüllt. Sie sind das ganze Jahr über voll. Und: Die Katzenschutzverordnung bleibt wichtiges Thema.

Die Tierheime in Schleswig-Holstein haben je nach Größe einen dauerhaften Bestand zwischen jeweils etwa 40 und 160 Katzen. Dieser „Dauerbesatz“ hat sich seit dem vergangenen Jahr nicht reduziert. Und er führt dazu, dass die Tierheime oft kaum noch agieren können, wenn unerwartet Platz erforderlich ist.

Das tritt zum Beispiel immer dann ein, wenn ein neuer Fall von „Animal Hording“ die Tierheime beschäftigt. Dann sind häufig auf einen Schlag 30 Katzen oder 50 Kaninchen oder aber auch zehn Hunde unterzubringen. In schlimmeren Fällen deutlich mehr. Solche Tierschutzkatastrophen sind meist nur noch per Absprache der Tierheime untereinander und durch Aufteilen der Tiergruppen halbwegs zu bewältigen.

Steigende Probleme seit der Corona-Pandemie

Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbands Schleswig-Holstein, sieht in erster Linie zwei Ursachen für dieses Phänomen: Erstens den boomenden Online-Handel mit Tieren, vor allem Hunde- und Katzenwelpen. Zweitens die anhaltenden Auswirkungen der Corona-Pandemie zwischen 2020 und 2022. Damals hätten sich viele Menschen ein oder mehrere Tiere angeschafft, obwohl sie auf längere Sicht überhaupt nicht die Voraussetzungen für eine gute Tierhaltung erfüllten. Die gestiegenen Energiekosten und die galoppierende Inflation in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine kommen noch hinzu.

Kloth: „Der Online-Tierhandel hat sich zu einem eigenen Wirtschaftszweig entwickelt. Und er ist eine wichtige Ursache für die immer zahlreicher werdenden Fälle von Animal Hording.“ Und sie bringt ein weiteres Argument ins Spiel: Vor der Pandemie hätten die landesweiten Katzenkastrationsaktionen dafür gesorgt, dass die Zahl der Fundkatzen zurückgegangen sei. Das sei heute nicht mehr der Fall.

Der Deutsche Tierschutzbund fordert neben dem Verbot des Online-Tierhandels eine kostendeckende Finanzierung der Fundtiere. Zurzeit liegt der Kostenanteil der Kommunen bei rund 50 Prozent, den Rest müssen die Tierschutzvereine aus Spenden finanzieren. Was wiederum den Sinn der Spenden, die eigentlich dem Ausbau und der Sicherung der Tierschutz-Infrastruktur dienen sollen, ad absurdum führt.

Diskussion über Katzenleid

Eine weitere Forderung steht seit langem im Raum: Eine Katzenschutzverordnung mit verpflichtender Kennzeichnung, Registrierung und Kastration von freilebenden und freilaufenden Katzen ist der einzige Weg, die Überpopulation von freilebenden Hauskatzen in den Griff zu bekommen. Und ganz nebenbei auch das immense Katzenleid, das mit dieser Überpopulation einhergeht, endlich einzudämmen.

Podiumsdiskussion auf dem Lübecker Sommerfest. Foto: Tierschutzbund Schleswig-Holstein

Das Katzenleid war auch Thema einer Podiumsdiskussion auf dem Sommerfest des Tierheims Lübeck am vergangenen Sonntag. Mit von der Partie waren Sandra Redmann, tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, die Lübecker Wahlkreisabgeordnete Dagmar Hildebrand (CDU) sowie aus der Lübecker Bürgerschaft Silke Mählenhoff (Grüne) und Jens Zimmermann (CDU). Sie alle diskutierten mit Ellen Kloth und Susanne Tolkmitt vom Tierheim Lübeck.

Während vor allem Redmann und Kloth für eine im Idealfall bundesweite Katzenschutzverordnung plädierten, möchte Hildebrand das „nicht von oben verordnen“ und sieht eher die Kommunen in der Pflicht.

Führt Lübeck Katzenschutzverordnung ein?

So gedrängt oder aber auch inspiriert, beschäftigt sich in letzter Zeit eine Kommune nach der anderen mit dieser Thematik. Nachdem jahrelang nur Mölln und Ratzeburg, vorübergehend auch das Amt Nordsee-Treene (Nordfriesland) eine Katzenschutzverordnung nach Paragraph 13a Tierschutzgesetz implementiert hatten, folgte in diesem Jahr Itzehoe. Und neben der Landeshauptstadt Kiel, wo die Voraussetzungen geprüft werden, haben jetzt auch in der Hansestadt Lübeck entsprechende Überlegungen begonnen. Die Initiative ging von den Amtsveterinären und dem Tierschutzverein aus. Mählenhoff von den Grünen und Zimmermann von der CDU unterstützen dieses Vorhaben im Lübecker Rathaus.

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