Aktionstag gegen Tierversuche

Aktionstag gegen Tierversuche

24. April: Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche

Auch Affen mit ihrem hohen Grad an Intelligenz werden in der Grundlagenforschung sinnlos gequält und getötet. Foto: André Mouton/Pexels

Grundlagenforscher klammern sich an anachronistische Verfahren – auf Kosten der Tiere. Infostand und Mahnwache am Samstag in Hamburg.

2023 wurden mehr als dreieinhalb Millionen Tiere in deutschen Labors gequält und am Ende fast immer getötet. Darunter waren zahllose Mäuse, Ratten, Vögel, Fische und Kaninchen, aber auch Hunde, Katzen und Affen. Aus Anlass des Internationalen Tages zur Abschaffung der Tierversuche, der alljährlich am 24. April begangen wird, lenken unter anderen die Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) die Aufmerksamkeit auf dieses Thema.

Sie kritisieren insbesondere, dass rund 60 Prozent der Versuchstiere für die Grundlagenforschung leiden müssen. Das heißt, es geht um keine konkreten Forschungsvorhaben für das Wohl der Menschheit oder die Heilung bestimmter Krankheiten, „sondern darum, Forschungsgelder zu akquirieren und einen weiteren Artikel in der Fachzeitschrift zu publizieren“, sagt Dr. Corina Gericke, die Vizevorsitzende des Vereins ÄgT.

Die meisten Versuche sind auch wissenschaftlich sinnlos

Grausame Beispiele aus dem Alltag der Tierversuche: An der Universität des Saarlandes in Homburg wird bei Mäusen die Rückenhaut zwischen zwei große Metallplatten geklemmt, ein Loch wird in die Haut gestanzt, um durch ein Fenster in dem Konstrukt kleine Blutgefäße zu beobachten. An der Universität Freiburg wird Ratten ein ganzes Hinterbein abgeschnitten und anderen Ratten angenäht. Am Ernst Strüngmann Institut in Frankfurt am Main werden Affen durch Durst gezwungen, unermessliche Qualen in der Hirnforschung über sich ergehen zu lassen – oft 20 Jahre lang.

Von Forscherseite wird regelmäßig behauptet, in der Grundlagenforschung gewonnene Erkenntnisse könnten unter Umständen irgendwann mal zu einer Erkenntnis führen, die dem Menschen zugutekommt – darauf ausgerichtet ist diese Forschung jedoch nicht.

Corina Gericke, selbst Tierärztin, kritisiert diese Methoden als anachronistisch: „Angesichts von boomenden tierversuchsfreien High-Tech-Methoden mit aus menschlichen Zellen generierten Miniorganen und Multi-Organ-Chips, versuchen insbesondere die tierexperimentellen Grundlagenforscher sich an ihr altertümliches Forschungssystem zu klammern.“ Tierversuchs-Lobbyorganisationen kaperten daher regelmäßig den Aktionstag am 24. April für ihre Propaganda, um den Tierversuch zu verharmlosen und als angeblich nötig für Patienten darzustellen.

Propaganda für Tierversuche

So auch in diesem Jahr: Der ÄgT wurde ein Schreiben zugespielt, in dem sich mehrere wissenschaftliche Organisationen, darunter die Neurowissenschaftliche Gesellschaft (NWG) und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen (WO) im Umfeld des Aktionstages am 24. April für eine Pro-Tierversuchskampagne aussprechen.

„Eine derartige Mobilisierung von Forschenden, die im öffentlichen Dienst stehen – viele davon verbeamtet – für eine einseitige, ideologisch motivierte Kampagne ist ein besorgniserregender Missbrauch öffentlicher Gelder“, kritisiert Dr. Tamara Zietek, Geschäftsführerin Wissenschaft bei ÄgT. „Aus der uns zugespielten E-Mail geht hervor, dass gezielt gegen die Reduktionsstrategie der Bundesregierung gewettert und die akademische Wissenschaftswelt dagegen aufgehetzt wird.“

Das sei respektlos dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gegenüber, die bemüht seien, alle Stakeholder bei der Entwicklung der von der bisherigen Ampelkoalition angestrebten Reduktionsstrategie für Tierversuche miteinzubeziehen.

Australien plant ein Ende der Tierversuche in der Medizin

Nicht nur die alte Bundesregierung plante, Tierversuche generell zu reduzieren. Auf Ebene der Europäischen Union wird ein Ausstiegsplan für die Testung von Chemikalien erarbeitet. Dies ist das Ergebnis der Europäischen Bürgerinitiative für ein Europa ohne Tierversuche, bei der über 1,2 Millionen Unterschriften zusammenkamen. In den Niederlanden wurde ein Lehrstuhl für den Übergang zu tierversuchsfreien Innovationen eingerichtet. In den USA können Medikamente ohne den gesetzlichen Zwang zu Tierversuchen auf den Markt gebracht werden.

Australien strebt gar eine Zukunft ohne Tierversuche in der Medizin-Testung an. Das Land setzt dabei auf Zellkulturen aus In-Vitro-Kulturen und nachgebildete menschliche Organe im Miniaturformat.

Deutschland hinkt dieser Entwicklung nach dem Ende der Ampelkoalition hinterher. „Im aktuellen Koalitionsvertrag findet sich nichts, was auf einen Paradigmenwechsel weg vom Tierversuch hin zu einer am Menschen orientierten Medizin und Forschung hindeutet“, sagt Gericke: „Darunter leiden nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen, die auf Heilung hoffen.“

Anlässlich des diesjährigen Tages zur Abschaffung der Tierversuche gibt es auch in Deutschland zahlreiche Veranstaltungen, vornehmlich am Samstag, den 26. April. In Schleswig-Holstein gibt es keine Veranstaltungen. Auf dem Hamburger Rathausmarkt wird es aber ab 13 Uhr einen Infostand geben. Zeitgleich wird vor dem UKE eine Mahnwache Position beziehen. Ein Verzeichnis aller Veranstaltungen gibt es hier.

 

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